Louis Drucker – der vergnügte Weinhändler

Louis Drucker – ein besonderes Berliner Original um 1840

Man kennt ihn heute nicht mehr. Hatte er doch ganz nette Geschäftspraktiken in seinem Restaurant, wie z.B. berittene Kellner. Gibt es sowas heute? Ihm wurde bereits im Buch “100 Jahre Berliner Humor” von Gustav Manz, Berlin 1923, gedacht, wie die folgenden Auszüge zeigen:

Druckeriana

Louis Drucker “der vergnügte Weinhändler”, der Ende der dreißiger und Anfang der vierziger Jahre unsere Großväter durch häufig wiederholte witzige Zeitungsanzeigen und Plakate sowie durch verrückte Konzertvorträge und humoristische Ansprachen nach seinem Weinlokal verlockte, war jahrelang eine der populärsten Persönlichkeiten des alten Berlins.

Louis Drucker - Berliner Original

In verschiedenen kleinen Veröffentlichungen (z.B. “Schnurrpfeifereien aus dem Gebiete der Wahrheit und der Phantasie”, gesammelt in den Druckerschen Soireen und herausgegeben von Eulalia Rindfleisch, ferner in dem 1842 erschienenen Büchlein “Louis Druckers seeligen Andenkens humoristischer Nachlaß” sowie endlich in einer
Anthologie deutscher Weinlieder unter dem Titel “Originalflaschen” und mit der Verlagsangabe Bordeaux, Epernay u. Rüdesheim 1840 bei Durst u. Co.) hat er einige literarische Spuren seines vergnügten Daseins hinterlassen. … Gotthilf Weißstein (hat) in den …”Berliner Curiosa” das Wissenswerte über Leben und Wirken des drolligen Mannes zusammengestellt, der übrigens schließlich über dem Ozean seine fidele Tätigkeit fortsetzte. Er ist dort Mitte der fünfziger Jahre gestorben, ohne Reichtümer zu hinterlassen.

Das wohlerhaltene Bildnis von ihm hat dadurch für uns besonderen Reiz, daß dessen allegorische Umrahmung von dem jungen Adolf Menzel stammt: wir sehen da u.a. eine lustige Tafelrunde, die von den bei Drucker eine zeitlang üblichen auf Ponys berittenen Kellnern bedient wird. Außerdem grüßen den Beschauer der verrückte Kapellmeister Hirsch sowie zwei jener Harfenmädchen, die den Hauptbestand seiner Hauskapelle bildeten.
Eine kleine Auswahl der Druckerschen Anzeigen und Weinreden mag hier die Erinnerung an den Mann auffrischen, der die Berliner am rechten Ende, nämlich an ihrer unsterblichen Neugier zu fassen wußte…

Druckersche Anzeigen

Um dem drückenden Mangel an Weinhandlungen zu begegnen, werde ich zum Wohle der durstenden Menschheit am 4. Januar 1837 fünf Minuten nach Sonnenuntergang in der Roßstraße 29 eine Weinhandlung eröffnen. Lokal, Kellner, meine Wenigkeit und sonstige Utensilien werden ein harmonisches Ganzes bilden, welches nur von der Reinheit meines Lagers und meiner Grundsätze übertroffen werden soll. Nur um sich von der Wahrheit zu überzeugen, lade ich meine vom Durst geplagten Mitbürger und Freunde zum fleißigen Besuche meines Lokals ergebenst ein, allwo sie sich belehren können, wie alt die Weinkomposition in Deutschland sei.
Die Stelle eines dritten berittenen Kellners ist bei mir vakant; diejenigen Reiter erhalten den Vorzug, welche der Lateinischen und griechischen Sprache mächtig sind.

Donnerstag, den 4. Januar 1838. Zur Feier der Rückerinnerung vergnügt verlebter Festabende: Grande Soiree, bei welcher mein erster Kapellmeister Hirsch zum ersten Male auf einer römischen G-Saite und zwar rückwärts vortragen wird. Fräulein Amalie hat das Gelübde getan, das allgemeine Vergnügen durch ihren Gesang nicht stören zu wollen. …

Letztes Aprilplaisir. Montag, den 30. April 1838. Großes unverfälschtes vielharmonisches vergnügtes Abendbewußtsein nebst eingelegten Arien von Achtmale Rindfleisch und Begleitung. Auch wird mein Premier Kapell-Chef Hirsch, wohlgeboren, veränderungshalber zum ersten Male in Sommerhosen erscheinen.
NB. Anfang sogleich, Ende nach Belieben.
Subskriptionen auf die ein diesen Tagen erscheinenden Maikäfer werden noch bis zum 3. Mai angenommen, später tritt erhöhter Ladenpreis ein.
Ein schmerzhafter Verlust hat meine weibliche Kapelle betroffen, Fräulein Hardarg, erste Sängerin, hat nämlich den vierten Zahn auf der Unterseite verloren, und beabsichtigt, sich auf Aktien einen neuen einsetzen zu lassen. Zahnärzte, welche auf Kinnladen-Spekulationen reflektieren, wollen Preis und Zeichnung einsenden. Mindestfordernde erhalten den Zuschlag.

Druckeriana aus 100 Jahre Berliner Humor, Berlin 1923

 

Letzte Aktualisierung: 25. September 2010 · Kategorie: Original Berlin Berliner Originale

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  1. noch nie gehört, jetzt weiß ich mehr…:-P

    cooles Design, sehr orginell
    Hat bestimmt viel Arbeit gemacht…..reschpect